Kürzlich war ich in Reykjavik. Dort bremsen auf der Snorrabraut, einer viel befahrenen Hauptstraße, alle dreihundert Meter Bodenschwellen den Verkehr. Mit Erfolg. Zu schnell fahren und jede Grünphase wird zum Offroad-Training.
Solche Stopper gibt es auch in (Ihren) Webtexten
Hindernisse, die Ihren Leser jedes Mal aufs Neue abbremsen.
Ihnen als Schreiber fallen sie wahrscheinlich kaum auf.
Ihrem Leser umso mehr.
Ihr Text wird anstrengend.
Zu mühselig zum Lesen.
Ihr Leser steigt aus. Und Sie haben ihn vielleicht für immer verloren.
Lassen Sie Ihren Leser durch Ihren Webtext gleiten wie auf Flüsterasphalt
Bringen Ihren Leser mühelos, ja, ohne dass er es selbst bemerkt, Satz für Satz zu Ihrem gewünschten Textziel.
Auf diese 2 Textbremser sollten Sie dabei besonders achten:
Textbremser # 1: Geschwafel
Ins Schwafeln kommen Sie immer dann, wenn Sie selbst nicht so recht wissen, was Sie mit Ihrem Text sagen bzw. erreichen wollen. Dann kommen Sie vom Hölzchen aufs Stöckchen. Schreiben über dies und jenes. Ohne dass Ihr Leser einen roter Faden erkennt.
Solche Schwafeltexte vermeiden Sie, wenn Sie sich VOR dem Schreiben überlegen, was Sie mit Ihrem Text erreichen wollen. Sich einige Wegmarken setzen, mit denen Sie Ihren Leser ohne Umwege textlich ans gewünschte Ziel bringen.
Textbremser # 2: Hüftgold
Textkalorienbomben, die Ihren Text verfetten. Überflüssige Worte, die Ihrem Leser keine Zusatzinformationen bieten. Ja, im schlimmsten Fall sogar Ihre Aussagen verwässern.
Dazu 5 Hüftgold-Beispiele:
Beispiel 1:
“Surfen ist wirklich ziemlich einfach.”
Sie sehen wahrscheinlich auf Anhieb, wie Sie den Satz schneller machen können: “wirklich” und “ziemlich” können Sie ersatzlos streichen – ohne den Sinn des Satzes zu verändern:
“Surfen ist einfach.” ist gleich viel klarer und kürzer.
Oder nehmen wir Beispiel 2:
“Ich fühle mich völlig übermüdet.”
Hier das Wort “völlig” zu streichen ist so klar wie Kloßbrühe.
Aber geht’s noch prägnanter, noch kürzer?
Es geht:
“Ich bin übermüdet.”
Oder:
“Ich bin hundemüde.”
Was das Ganze für Ihren Leser noch anschaulicher macht.
Nächstes Beispiel:
“Es ist leicht neue Leute kennenzulernen.”
Hier wird’s schon etwas schwieriger. Der Texteinstieg mit „Es ist“ macht diesen Satz behäbig.
Aber ersatzlos streichen können Sie dieses „Es ist“ auch nicht. Die Lösung: Sie müssen den Satz ein wenig umformulieren.
“Neue Leute kennenzulernen ist leicht.”
Der Textbeschleuniger hier: Das, worum es in diesem Satz geht (neue Leute kennenzulernen), steht gleich zu Anfang und gibt Ihrem Leser Orientierung.
Und hier kommt auch schon Beispiel Nummer 4:
“Die Aussicht ist wirklich schön.”
Okay, das „wirklich“ können Sie hier sofort streichen.
Aber der Satz „Die Aussicht ist schön.“ ist dann immer noch ziemlich schlapp.
Der Textkniff hier: Tauschen Sie das Allerweltswort “schön” gegen ein anschaulicheres aus.
Ein Wort, das bei Ihrem Leser sofort ein Bild im Kopf entstehen lässt, wie atemberaubend die Aussicht tatsächlich ist.
Und da haben Sie’s auch schon. Das plakativere Wort.
Aus
„Die Aussicht ist schön.“
Wird:
“Die Aussicht ist atemberaubend.”
Sie hätten, je nach Stimmungsbild, das Sie mit Ihrem Text erzeugen wollen, aber auch schreiben können:
“Die Aussicht ist malerisch.”
“Die Aussicht ist idyllisch.”
“Die Aussicht ist faszinierend.”
oder
“Die Aussicht ist grandios.”
Und hier das letzte Hüftgold- Beispiel:
“Wir würden uns freuen, wenn Sie uns kontaktieren.”
Das können Sie viel kürzer machen:
“Kontaktieren Sie uns!”
Zugegeben, Textbremsen zu lösen, braucht ein wenig Übung …
Doch jetzt wissen Sie ja, wo Sie in Ihrem Text danach suchen müssen.
Und wenn ich Ihnen gleich noch einen Tipp geben darf:
Schreiben Sie Ihren Text zunächst schnell runter. Und bügeln Sie erst im zweiten Durchgang die Textbremser aus.
Hier einige Füllwörter, auf die Sie dabei besonders achten sollten:
wirklich, ziemlich, sehr, einfach, eigentlich
Alles klar?
Dann machen Sie Ihren Text jetzt zum Lesegenuss …
Zwei Dinge brauchen Sie dabei nur zu beachten:
- Nicht schwafeln.
- Und weg mit den Textkalorienbomben!