Selbsttest: Die Höhen und Tiefen des KI-Textens

Lesedauer 4 Minuten

Mein Text-Experiment: Ich musste einen Blog-Beitrag für eine Handwerker-Website schreiben und dachte: „Warum nicht mal die KI texten lassen? Mal sehen, was das System so drauf hat!“ Das Thema war „Badsanierung“ und ich hatte wirklich keine hohen Erwartungen. Es wurde eine Text-Reise zwischen den Extremen …

KI-Phase 1: Blankes Entsetzen

Der Auftrag an die KI (ChatGTP) war schnell geschrieben:

Schreibe einen 2.000 Wörter Blogbeitrag zum Thema „Badsanierung“, nenne die wichtigsten Punkte, die dabei zu beachten sind, und nenne einige Beispiele

Ich war gespannt.

Doch was da die KI aus dem Cursor sprudeln ließ, verschlug mir glatt den Atem

Ich hatte schon mehrere Beiträge für diese Handwerker-Seite getextet. Immer händisch und nach guter alter Texter-Art. Doch jetzt lieferte mir ChatGPT einen 2.000 Wörter Blog-Beitrag, den ich so, ganz ehrlich, nicht hinbekommen hätte.

Vor allen Dingen nicht in 13 Sekunden.

Was mich am meisten verblüffte:

Der KI-Text war exzellent strukturiert, brachte alle wichtigen Aspekte einer Badsanierung auf den Punkt. Hatte eine starke Einleitung und bot ein abrundendes Fazit.

Kurz: Ich hätte diesen Text – mit ein paar kleinen Nachbesserungen – 1:1 übernehmen können.

Alarm!

Was sonst Stunden brauchte und gutes Geld brachte: Die KI erledigte das in wenigen Sekunden.

Wer sich da als Texterin oder Texter keine Sorgen um die berufliche Zukunft macht, hat den Schuss nicht gehört.

Vor allem Text-Kolleginnen und -Kollegen, die davon leben, „Brot-und-Butter“-Texte für Firmen-Websites zu schreiben, dürften jetzt Panik schieben.

Denn auf kurz oder lang wird auch der letzte Kunde erkennen: Warum viel Geld bezahlen, wenn mein Azubi die Texte fürs Content-Marketing per KI in Minuten „schreibt“.

Zugegeben, diese KI-Texte werden nicht die hohe Profi-Qualität handgeschmiedeter Texte haben. Aber, so what? Pareto lässt grüßen: 20 % Aufwand bringen 80 % der Ergebnisse.

Kurz: Ich war in höchster Alarmstimmung.

KI-Phase 2: Ernüchternde Erkenntnis

Ist die KI wirklich so gut? Für einen Handwerker-Artikel über Badsanierung – vielleicht.

Aber für meine eigenen Webtexte?

Da hat man als Texter natürlich einen Ruf zu verlieren. Und hohe Ansprüche, wie der Text geschrieben sein soll.

Würde ChatGTP auch auf diesem Level performen?

Ich hab‘s ausprobiert. Und diese beiden Blog-Beiträge mit KI-Unterstützung geschrieben:

5 KI-Tools, die Ihnen das Schreiben von Web-Texten erleichtern

KI-Tools als virtuelle Text-Assistenten: Der perfekte Writing-Partner für Ihre Marketing-Texte?

Ergebnis: Natürlich lieferte mir die KI einen ausführlichen Text. Auch die von mir gewünschten Textoptimierung wurden zack, zack ausgeführt.

Doch ganz zufrieden war ich nicht:

Bereits die beiden KI-geschriebenen Texte ließen einen Automatismus erkennen:

  • Textabsätze begannen oft mit den gleichen Worten.
  • Formulierungen wiederholten sich.
  • Auch der Satzaufbau war mehr oder weniger ähnlich.
  • Und irgendwie fehlt der Pfiff. Das Ganze las sich mehr wie ein Wikipedia-Beitrag und nicht wie ein Blog-Beitrag, der meine Leser inspirieren sollte.

Klar, könnte man mit KI an einem Nachmittag locker 50, 100 Blog-Beiträge fürs Content-Marketing generieren.

Doch: Was würde es bringen?

  • Würde man mit diesen ersatzteilkatalog-langweiligen Roboter-Texten wirklich Kunden gewinnen? Oder Affiliate-Links pushen?
  • Und würde Google, die sind ja nicht dumm, diese Texte überhaupt gut ranken? Oder schnell als spammy abstrafen?

Ein weiterer Aspekt zu meiner Ernüchterung führte:

Ich musste beide KI-generierten Texte stark nachbearbeiten:

  • Zum einen, damit sie meinen Text-Ansprüchen genügten und zu meiner Blog-Tonality passten.
  • Zum anderen, weil die KI sich gerne Fakten „ausdenkt“, die dem Text zwar zusätzlich Autorität verleihen, die aber purer Fake sind.

Zudem musst ich jeden Text sprachlich stark nachwürzen, damit meine Leser nicht vor dem Bildschirm einschlafen.

Da war also doch wieder der „echte“ Texter gefragt

Aus den ursprünglich sensationell wenigen Sekunden wurden dann doch drei bis vier Stunden Text-Feinschliff.

KI-Phase 3: Erquickliches Co-Texten

Wobei mir ChatGTP wirklich geholfen hat: Das KI-Tool lieferte mit in Sekundenschnelle eine Text-Gliederung: Worum soll es in dem Text gehen? Welche Punkte sollten/können angesprochen werden?

Und servierte mir auf Wunsch auch gleich Textvorschläge.

Dies ohne KI zu machen hätte mich locker ein bis zwei Stunden gekostet

Und sicherlich hätte ich dabei den einen oder anderen Aspekt aus den Augen verloren.

Hier also: Klarer Vorteil für die KI.

Doch dann muss man als Texter ran den Text:

Nachjustieren, Satzbau ändern, Emotionen einbauen, ein Prise Sprachwitz hinzugeben. Und und und.

Das ist gutes, altes Texter-Handwerk. Das die KI momentan noch nicht wirklich gut beherrscht.

Aber für schnelle Text-Impulse oder bei plötzlichen Schreibblockaden:

Die KI ist zur Stelle.

Auch in Sachen Überschriften war mir die KI eine wertvolle Hilfe

Jeder Text-Neuling bekommt den Tipp, nicht die erstbeste Überschrift zu nehmen. Sondern mindestens 20-30 Überschriften zu texten, um die beste zu finden.

Diesen Part kann man mühelos der KI überlassen.

Im Überschriften-Schreiben ist die wirklich gut.

Natürlich muss man selbst dann noch das feine Textgespür haben, um die beste Headline auszuwählen. Aber immerhin: Dank KI hat man schon mal eine ordentliche Auswahl. Und muss sich nichts aus den Fingern saugen.

So texten KI und ich nunmehr im Ping-Pong-Stil:

Die KI liefert mir die Text-Outline und macht Textvorschläge. Ich picke daraus, was mir am besten gefällt oder sinnvoll erscheint und texte es um in meinen Stil.

Für die Überschriften lasse ich mir 20, 30 Alternativen vortexten. Ich wähle aus und optimiere nach.

Mein Fazit: Mit KI lässt sich gut texten

Unliebsame, zeitraubende Arbeiten – wie Vorrecherchen, Stoffsammlungen, Text-Gliederungen – erledigt die KI im Nu. Viele KI-generierte Texte können – vor allem bei allgemeinen Themen mit geringem Qualitäts-Anspruch – mit etwas Nachschliff gleich übernommen werden.

Wobei die KI scheitert:

Diesen Beitrag hätte ChatGTP nie schreiben können. Denn hier kommt nicht allgemeines Wissen (wie bei der Badsanierung) zum Tragen, sondern persönliche Meinungen und individuelle Erfahrungen.

Und da ist die KI blank. Ist eben doch nur ein Computer.