Dass Online-Marketer, die üblichen Verdächtigen, mehr oder weniger halbseidene Methoden anwenden, um neue Kunden zu gewinnen, … geschenkt. Was mir jedoch in letzter Zeit häufiger aufstößt: Anbieter, die ich eigentlich für seriös halte, driften ebenfalls ab in die Halbwelt der Online-Marketer.
Wovon ich rede? Von Online-Kurs-Launches
Also dem Bewerben von Online-Kursen, die eine bestimmte Deadline haben, zu der ich mich anmelden muss. Danach ist das Anmeldefenster zu und ich habe die Chance leider, leider verpasst.
Im Grunde genommen ist daran nichts auszusetzen.
Hier wird auf den psychologischen Trigger „Scarcity“, Knappheit gesetzt. Die Furcht etwas zu verpassen, weil der Zugang beschränkt ist. (Wenn Sie mehr über Psycho-Trigger wissen wollen, empfehle ich Ihnen das Buch von Robert B. Caldini “Die Psychologie des Überzeugens“.)
Das haarige Problem solcher Online-Kurs-Launches: Der Anmeldeschluss!
Das ist wie beim Flieger. Beim Start müssen alle Plätze verkauft sein. Sonst wird‘s ein Minusgeschäft.
Airlines können die Restplätze noch kurzfristig verramschen.
Online-Kurs-Anbieter nicht.
Zumindest nicht, ohne ihren Ruf zu verlieren oder unglaubwürdig zu wirken:
Wer vor zwei Wochen den Kurs für 1.000 € bestellt hat, wird kaum erfreut sein zu sehen, dass der Kurs, 3 Tage vor Anmeldeschluss, plötzlich für 199 € zu haben ist.
Nicht umsonst werden viele Online-Kurs-Launches von massiven E-Mail Kampagnen begleitet. Die das Anmelden immer dringlicher machen sollen.
Keine Frage, Online-Kurse machen schweineviel Arbeit
Da möchte man natürlich das Optimum herausholen.
Blöd, wenn zum Anmeldeschluss dann doch nur zwölf Teilnehmer dabei sind. Wo mit 250 gerechnet wurde.
Wie kommen Sie raus aus der Nummer?
Tapfer sein und in den sauren Apfel beißen
Und hoffen, dass in 6 Monaten, wenn Ihr Kurs wieder seine Tore öffnet, alles besser sein wird.
Oder: Sie greifen zu den Dirty-Tricks der Online-Marketer …
Sie faken Ihren Anmeldeschluss
Der Onlinekurs, der angeblich in 3 Tagen startet, ist ein Evergreen-Kurs, der jederzeit begonnen werden kann.
Nur, und jetzt kommt’s:
Sie gaukeln Ihrem Interessenten vor, dass es eine Deadline gibt. Und das mit aller Raffinesse.
So gehen Deadline-Faker vor:
- Schritt 1: Sie bieten Ihnen ein “Goodie”, eine Gratis-Checkliste oder ein Video-Tutorial .
- Schritt 2: Dieses Freebie erhalten Sie natürlich nicht so. Sie müssen dazu Ihre E-Mail-Adresse hinterlegen. Kein Problem.
- Schritt 3: Sie erhalten an Ihre bestätigte E-Mail-Adresse Ihren persönlichen Link zu einer Webseite, auf der Sie die Checkliste oder das Video-Tutorial finden.
So weit, so schön. Im Idealfall bekommen Sie sogar echten Mehrwert.
Jetzt kommt der Taschenspieler-Trick:
Variante 1, der halbwegs engagierte Deadline-Faker:
Vom engagierten Deadline-Faker bekommen Sie in den nächsten Tagen weitere E-Mails, ebenfalls mit hohem Nutzwert. Bis dann – tadaa – der Onlinekurs seine Tore öffnet. Doch, Sie müssen schnell sein: Der Anmeldeschluss endet bereits in 3Tagen!
Und tatsächlich:

Der Countdown-Timer für Evergreen-Launches
Auf der Webseite, auf der Sie mehr über den Online-Kurs erfahren, tickt ein Countdown-Timer: “So lange hast du noch Zeit, dich zum Kurs anzumelden:”
Sie zögern noch.
Nach zwei Tagen schauen Sie noch einmal auf die Seite.
Schluck: Die Uhr tickt wirklich.
Viel Zeit bleibt Ihnen nicht mehr zur Kursanmeldung.
Rufen Sie nach vier Tagen die Seite auf … Pech für Sie.
Tja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Dabei haben Sie null verpasst: Der Anmeldeschluss war eine Fake-Deadline!

Würden Sie sich nämlich erneut auf die E-Mail-Liste des Anbieters eintragen, diesmal mit einer anderen E-Mail-Adresse: Das gleiche Spiel würde wieder von vorne beginnen.
Der Anbieter hat einen Evergreen-Launch, der nur scheinbar an eine bestimmte Anmeldefrist gebunden ist.
Variante 2, der Hauruck-Deadline-Faker:
Er verzichtet ganz auf das E-Mail-Warmup-Gedöns (ist eh nur Arbeit) und macht gleich Psycho-Druck mit seiner Fake-Deadline: Unter dem Gratis-Video-Tutorial (30 % Mehrwert, 70 % Werbung für den Online-Kurs) droht gleich der Countdown-Timer.
Wie finden Sie das?
Ich bin da vielleicht etwas naiv: Ich fühle mich da ganz schön verar…
Vor allem, wenn der Anbieter so gar nicht den Anschein weckte, solche perfiden Methoden anwenden zu müssen.