Sie zögern, den KI-Textsprung zu wagen – aus Angst, Ihre individuelle Brandvoice, Ihre Content-DNA könnte verwässert werden? Oder, schlimmer noch, Ihre Texte werden zu furztrockenen, komplett austauschbaren KI-Langweilern?
Ich kann Ihre Bedenken gut verstehen. Ging mir am Anfang genauso. Und meine ersten mit KI generierten Texte waren wirklich mehr als lahm. Komplette Textnieten. (Spoiler: Ich wusste damals noch nicht, wie ich die KI auf meine Brandvoice bringen kann.)
In der Tat ist KI zur Content-Erstellung ein zweischneidiges Schwert:
- Auf der einen Seite lockt das Versprechen, Ihre Textschreiberei auf Warp-Geschwindigkeit zu bringen.
- Auf der anderen Seite droht, dass generische, gesichtslose KI-Texte Ihre oft mühsam aufgebaute Markenidentität platt machen weil die persönliche Note fehlt.
Die Lösung: Lassen Sie die KI Ihre Brandvoice inhalieren
Füttern Sie die KI mit Ihrer Content-DNA, damit Ihre Marketingtexte „nach Ihnen“ klingen. Das kostet zwar anfänglich Zeit. Mehr Zeit, als Sie wahrscheinlich benötigen würden, um den aktuell gewünschten Text selbst zu schreiben.
Aber danach … wommm: So schnell werden Sie kaum mitlesen können, wie Ihr neuer Ghostwriter einen guten Text nach dem anderen abliefert. In Ihrer Markensprache.
Doch wie genau funktioniert das „Füttern“ der KI mit Ihrer DNA?
Danke, dass Sie fragen. Wie gesagt, es kostet anfänglich etwas Zeit (gut investiert!) und geht Schritt für Schritt:
Schritt 1: Sammeln Sie Ihre besten Werke
Beginnen Sie mit einer Sammlung Ihrer stärksten Texte – Texte, die Ihre Marke am besten repräsentieren und bei Ihrer Zielgruppe voll auf der Zwölf sind. Am besten ist ein guter Mix aus Blogbeiträgen, Werbetexten, Newslettern, Produktbeschreibungen etc.
Schritt 2: Analyse und Aufbereitung
Jetzt wird’s etwas technischer. Bei vielen KI-Plattformen können Sie Ihre Texte direkt hochladen oder als Links zu Ihrer Website angeben. Oder oldschool-iger: Kopieren Sie einfach Ihren zu analysierenden Text in die Regieanweisung an die KI:
Beispiel-Prompt:
Ich möchte, dass du meine Brandvoice analysierst. 1) Nutze dazu folgenden Text und entwickle aus deiner Analyse einen Prompt, den ich für neu zu erstellende Texte nutzen kann. Gehe nicht auf die Inhalte ein. Es geht um den Stil und Ton des Textes. Hier der Text:
[Ihr zu analysierender Text]
So könnte das Ergebnis (hier mit ChatGPT 4.0) aussehen:
Lassen Sie 5, 10 Ihrer Top-Texte durch den KI-Analyser laufen, fassen Sie die jeweiligen Prompts zusammen und fordern Sie die KI abschließend dazu auf, daraus Ihren individuellen „Super-Brandvoice-Prompt“ zu generieren.
Voila!
Übrigens: Sollten Sie bei der Textanalyse auf sehr unterschiedliche Tonality-Prompts stoßen: Arbeiten Sie unbedingt an Ihrer Brandvoice!
Schritt 3: Textentwurf generieren lassen
Ist die KI von Ihnen angelernt, machen Sie die Probe aufs Exempel: Nehmen Sie ein aktuelles Thema aus Ihrer täglichen Marketingarbeit und lassen Sie einen Probe-Text erstellen – diesmal in Ihrer Brandvoice.
Angenommen, Sie sind Hersteller von Gartengeräten und Ihre Zielkundschaft sind Kleingartenbesitzer und Reihenhausgärtner, die Wert auf einen gepflegten Garten legen.
Ihr momentaner Produkttext zu Ihrem Spindelrasenmäher „GreenCut 400“ lautet:
Der Spindelrasenmäher „GreenCut 400“ bietet eine hochwertige Lösung für die Pflege von Rasenflächen bis zu 100 m². Mit seinem kontaktlosen Mähprinzip ermöglicht er ein präzises Schneiden der Grashalme, ähnlich wie mit einer Schere. Die antihaftbeschichtete Messerwalze aus gehärtetem Qualitätsstahl gewährleistet einen gründlichen Schnitt und eine effektive Rasenpflege. Ein zusätzlicher Deflektor verhindert das Hochfliegen geschnittener Grashalme. Mit einem Regler können vier verschiedene Schnitthöhen individuell eingestellt werden.
Jetzt soll dieser Lahmtext auf Ihre neue Brandvoice gebracht werden. Dafür haben Sie folgenden Brandvoice-Prompt entwickelt (wie das geht, siehe oben):
„Schreibe einen einladenden und informativen Text, der sich an Kleingartenbesitzer richtet, die Wert auf einen gepflegten Garten legen. Der Stil sollte sachlich, aber zugänglich sein, mit einer klaren Ausrichtung auf den Nutzen und die praktische Anwendung der Gartengeräte. Nutze bildhafte Sprache und Vergleiche, um technische Details verständlich zu machen. Sprich den Leser direkt an, um eine persönliche Verbindung herzustellen. Betone die Vorteile des Produkts und integriere praxisbezogene Tipps und Ratschläge, die den Lesern helfen, das Beste aus ihren Gartengeräten herauszuholen.“
Jetzt lassen Sie Ihren Ursprungstext mit diesem (am Anfang leicht abgeänderten) Prompt umschreiben:
„Ich habe einen Text, den du bitte auf folgende Brandvoice umschreiben sollst. Mache daraus einen einladenden und informativen Text, der sich an Kleingartenbesitzer richtet, die Wert auf einen gepflegten Garten legen. Der Stil sollte sachlich, aber zugänglich sein, mit einer klaren Ausrichtung auf den Nutzen und die praktische Anwendung der Gartengeräte. Nutze bildhafte Sprache und Vergleiche, um technische Details verständlich zu machen. Sprich den Leser direkt an, um eine persönliche Verbindung herzustellen. Betone die Vorteile und integriere praxisbezogene Tipps und Ratschläge, die den Lesern helfen, das Beste aus ihren Gartengeräten herauszuholen.“ Fange noch nicht an. Sage mir erst, ob du bereit bist. Dann gebe ich dir den umzuschreibenden Text:
Hier das erste Ergebnis:
Noch nicht klasse. Aber auf jeden Fall besser als die trockene Anfangsvariante.
Schritt 4: Geben Sie gezielt Feedback: Was hat Ihnen gefallen? Was nicht?
Sehen Sie Ihren ersten Entwurf als ungeschliffenen Diamanten – er wird nicht perfekt sein, aber er sollte Elemente Ihres Stils widerspiegeln. Jetzt geben Sie gezielt Feedback: Was hat Ihnen gefallen? Was nicht? Schreiben Sie’s einfach unter den ersten KI-Entwurf. Zum Beispiel:
Schon klasse. Aber verwende noch aktivere Sprache, kürze Sätze und schreibe Zwischenüberschriften, die die Highlights herausheben
Dieser Feedback-Loop bringt folgendes Ergebnis (Ausschnitt):
Schon besser.
Schritt 5: Nun kommt Ihr „magic“ Texter-Touch ins Spiel
Nehmen Sie den von der KI erstellten Entwurf und veredeln Sie ihn. Entweder durch ein, zwei weitere Feedback-Runden (dauert nur ein paar Sekunden). Oder Sie optimieren selbst. Und der Text klingt – trotz (oder dank) KI – nach Ihnen ;-)
Mache ich damit nicht die KI und Wettbewerber immer schlauer?
Ein durchaus bedenkenswerter Aspekt. Aber: Eine authentische Brandvoice oder Markensprache lässt sich nur schwer kopieren. Denn sie ist tief in Ihrer Identität, Ihren Werten und Ihren Produkten/Dienstleistungen verankert.
Nehmen wir Apple als Beispiel:
Apples Markensprache spiegelt die Philosophie des Unternehmens wider: Einfachheit, Innovation und Benutzerfreundlichkeit. Diese Werte prägen nicht nur die Produkte, sondern auch die Art und Weise, wie Apple kommuniziert – klar, selbstbewusst und fokussiert auf das Wesentliche.
Ein Wettbewerber könnte zwar versuchen, diesen Ton zu imitieren. Aber ohne die zugrundeliegenden Prinzipien und Produkte dahinter wäre das nur eine müde Kopie – ohne Power und Substanz. Und die Kunden würden’s merken.
Und: Je durchgängiger Sie Ihre Brandvoice in allen Materialien durchdeklinieren, desto schwieriger machen Sie es Wettbewerbern, Ihre Markensprache zu kopieren. Denn:
Die wahre Textmagie liegt nicht in der KI
Sondern in der Art und Weise, wie Sie diese nutzen und in Ihren einzigartigen Kontext einbetten. Ihre Kreativität, Ihre Strategie und Ihre Fähigkeit, auf Trends und Kundenbedürfnisse zu reagieren, sind es, die Ihre Marke ausmachen.
KI ist lediglich Ihr Werkzeug, das Ihnen hilft, effizienter und effektiver zu arbeiten. Die Balance zwischen KI-generierten Inhalten und Ihrer Kreativität ist der Schlüssel. Denn am Ende des Tages geht es darum, Inhalte zu schaffen, die nicht nur schnell, sondern auch mit Herz und Verstand erstellt sind.